Jedem persönlichen Verhältnisse liegt das Verhältnis des Ichs zum Du zugrunde. Daß der Mensch ein solches zu Gott hat und haben soll, macht die Geistigkeit seiner Existenz aus. Im Verhältnis zu Gott, in dem sein Ich aus der den geistigen Tod bringenden Einsamkeit heraustritt, „realisiert“ sich sein geistiges Leben. Das Ich hat keine „absolute“ Existenz, denn es existiert nur im Verhältnis zum Du. Dessen Objektiv-im-Wort-Gegebensein entspricht sein „subjektiver“ Bestand in der Liebe; so daß also das Wort und die Liebe in ihrem geistigen Grunde zusammengehören. Das Wort in der Aktualität seines Ausgesprochenwerdens setzt das Du voraus, und da dieses im letzten Grunde Gott ist, so heißt das nichts anderes, als daß die Existenz des Menschen in ihrer Geistigkeit die Existenz Gottes zur Voraussetzung hat; mit anderen Worten: daß der Mensch von Gott geschaffen wurde. Von Gott, der als Geist eine „reale“, nicht nur eine in der Idee des Göttlichen gedachte und erträumte Existenz hat. WgR Druckversion Bild 4 023 1.März 1919
Samst. 12. April 19. Gegen Abend schloß ich die Reinschrift der 18. Fragm. über das Wort ab und so bin ich denn, nachdem ich den schon am 1. März geschriebenen Schluß wesentlich geändert habe, mit dieser Arbeit wirklich restlos fertig geworden. So ganz ohne Feier ließ ich das nicht sein – ich lud nämlich den Schach auf ein Glas Wein zum Klebl ein. Tb 12.4.1919
Um den 19.3. 1916 ist sein Tagebuch voll mit langen fast täglichen Ausführungen. 16.3. die Gefahr der Ichvernichtung und der Ichvergötterung. 18.3. der Glaube an die Göttlichkeit Jesu - das steht jenseits aller Ästhetik, jenseits auch aller „Psychologie“ und Metaphysik. Hier ist jene strenge Grenzberichtigung absolut notwendig, 19.3. das „Wort Gottes zu hören“ 23.3. Wie kommt das Ich zur Welt, wie die Welt zum Ich, das ist die Frage der Philosophie …